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handwritings/shodo






shoso
shodo
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Neben dem Verfahren, die westliche Buchstabenschrift mit der japanischen Bilderschrift in ihrer kunstvollsten Ausprägung, sprich Kalligrafie, zu verflechten, und somit (für uns) fremde Muster quasi lebendig zu machen, ist das Spiel mit der Verletzung der Arbeiten auf einer konzeptuellen Ebene durchaus integraler Bestandteil des Produktionsprozesses. eingebunden ist dies in der Beschäftigung mit der Überschreibung von Kulturen, was sich im vorliegenden Projekt in form einer Art Palimpsestierung der japanischen Schriftzeichen wiederspiegelt.

Da Auflösung und Generierung der Bilddaten ineinander verschwimmen, ist der Schnittbereich derselben nicht klar zu definieren. Das Bildresultat manifestiert sich zwischen den beiden offenen Schranken von Decodierung und Recodierung.

Ein sechsjähriger Aufenthalt in Japan und die damit einhergehende Annäherung an fernöstliche Kulturtechniken, u.a. der Kalligrafie ist ein wesentlicher Impetus der Arbeit shodo recoded.



Die Obdachlosen lesen Nietzsche
, kunstraum BERNSTEINER, Vienna, Austria, 2012.


In der Ausstellung sind 20 Kalligrafien von Murota Kosai, einer diplomierten Kalligrafiemeisterin der jüngeren Generation, zusammen mit Arbeiten Toni Kleinlerchers zu sehen. Ist es in der japanischen Kalligrafie nicht unerheblich, die Individualität in den Dienst der Shodoarbeit zu stellen, was sich in den vorliegenden Arbeiten daran ableiten lässt, dass aufgrund Murota Kosais grandioser Beherrschung verschiedenster Shodotechniken nicht eindeutig zu sagen ist, ob alle 20 Arbeiten von der selben Person stammen, legt man in den westlichen Kunstrichtungen besonderen Wert auf die persönliche Handschrift der KünstlerInnen.

Diesem gegensätzlichen Ansatz der Kunstproduktion verschreibt sich Kleinlerchers Konzeption in seinen shodo recoded handwritings, in denen er seine persönliche Handschrift zu Bildern generiert, die man durchaus auch als Notationssysteme betrachten kann, die dem klassischen Entwurf einer Symboltheorie von Nelson Goodman entsprechen.

Das Persönliche, das Private, eben das Handschriftliche, meist in Form von poetischen Sentenzen, wird in dieser speziellen Serie von shodo recoded konfrontiert mit aktuellen Zeitungsschlagzeilen, die in ihrer Zusammenstellung selbst quasi poetische Konstrukte ergeben, denen jedoch die sozialgesellschaftliche politische Bedeutung dadurch nicht abhanden kommt. Das Relativierende dieser Bedeutungen wird in den Arbeiten dadurch ersichtlich, dass das Handschriftliche, wenn auch nicht klar dechiffrierbar, so doch eindeutig erkennbar, im Vordergrund steht.



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